5. Landkreis-Informationsabend
Zum Thema „Einsatzbericht über das Zugunglück von Bad Aibling am 09.02.2016“ referierte der damalige Einsatzleiter und Kreisbrandrat des Landkreises Rosenheim, Richard Schrank. In einem fachlich fundierten, aber durchaus auch menschlich emotionalen Vortrag zeigte Schrank die Chronologie des Rettungseinsatzes auf. Bei dem Unglück an einem Faschingsdienstag waren insgesamt zwölf Menschen ums Leben gekommen, 94 wurden verletzt, davon trugen 15 schwerste Verletzungen davon. Dass die Kollision von zwei Nahverkehrszügen nicht noch mehr Opfer gefordert hatte, sei wohl dem Faschingsdienstag geschuldet gewesen. An normalen Tagen hätten sich in jedem der beiden Züge rund 400 bis 500 Menschen befunden. Auch den Rettungskräfte kam dieser Tag zu Gute: In kürzester Zeit standen zahlreiche Helfer zur Verfügung.
Die Einsatzstelle in unwegsamem Gelände habe nur über einen schmalen Weg erreicht werden können. Auf der einen Seite 15 Meter Dickicht am Bahndamm, auf der anderen Seite der Mangfallkanal. Wobei die Anfahrt für die ersten Kräfte anfangs noch unklar gewesen sei, so Schrank. Eine Ordnung des Raumes an der Einsatzstelle habe daher oberste Priorität gehabt. So seien auch nur direkt benötigte Fahrzeuge bis zum Unglücksort vorgezogen worden. Auf engem Raum ging es auch bei der Rettung und Bergung der Verletzten und Toten zu. Die Rettungskräfte hätten sich zunächst durch Dickicht und Trümmerfeld am Bahndamm hoch vorarbeiten müssen. Die Eindrücke an der Einsatzstelle seien nicht unbedingt leicht zu verdauen gewesen, wie man sich auf Grund der Fotos der verunfallten Züge leicht vorstellen konnte. Insgesamt seien nach dem Einsatz allein seitens der Feuerwehr 20 traumatisierte Helfer zu verzeichnen gewesen. Zwei davon hätten sogar den Feuerwehrdienst quittiert. Umso wichtiger sei es laut Schrank gewesen, dass bereits während des Einsatzes eine entsprechende Betreuung stattgefunden habe. Auch Schrank selbst gestand ein, dass er abends nach dem Einsatz zuhause erst einmal geweint habe.
Anhand des zeitlichen Ablaufes konnten die Zuhörer auch selbst erahnen, dass bei diesem Einsatz koordiniert und geplant vorgegangen worden war. Nach „nur“ rund drei Stunden hätten alle, teils schwer eingeklemmten, Verletzten aus den Zügen befreit werden können. Der direkte Abtransport der Verletzten von der Unglücksstelle sei dabei auch mit Unterstützung durch Rettungshubschrauber mit Winden erfolgt. Einige uneinsichtige Grundstückseigentümer hätten auch hier wieder den Rettungskräften das Leben unnötig schwer gemacht. So habe unter anderem ein Landwirt sich über Reifenspuren in einer Wiese beschwert, während ein Unternehmer zunächst den Bootsverkehr auf dem Mangfallkanal – in diesem Fall eine wichtige Nachschubstrecke für die Einsatzlogistik – einstellen ließ.
Der Landkreis-Informationsabend wurde durch Kreisbrandinspektion und Kreisfeuerwehrverband in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Hochstadt organisiert. Kreisbrandrat Timm Vogler dankte dem Referenten namens der Zuhörer für seinen packenden Vortrag und überreichte ein kleines Geschenk.
Bericht und Fotos: Markus Witzgall, KBM