Die taffen Frauen von Neuensee als Beispiel
Die Handgriffe sitzen, der Ablauf ist professionell: eigentlich nichts Ungewöhnliches bei den Feuerwehren der Region. Der Blick unter den Helm jedoch offenbart das Besondere: Es sind alles Feuerwehrdamen, die hier ihr Können beweisen. Kein Wunder, sind doch ein Drittel aller Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Neuensee Frauen.
„Ich muss zugeben, ich habe lange überlegt, ob ich wirklich zur Feuerwehr gehe“, sagt Diana Schorn, mit 46 Jahren die älteste der Damen. „Ich hatte offen gestanden Hemmungen.“ Vor allem aufgrund ihres Alters habe sie gezögert, sich der Feuerwehr anzuschließen. Das Jubiläum im vergangenen Jahr aber gab den entscheidenden Anstoß. Auch Ann-Kathrin Pfadenhauer war sich lange unsicher. Dann aber kam jener Tag im Juni 2023, als ein riesiger Vegetationsbrand nahe Lettenreuth ausbrach und sogar das Dorf bedrohte. „Noch am gleichen Tag bin ich beigetreten.“
Miriam Winterbauer dagegen ist schon seit elf Jahren bei den Brandbekämpfern, zunächst in Marktzeuln und Redwitz und seit neun Jahren in Neuensee. Hier hat sie Führungsverantwortung übernommen, ist seit dem Jahr 2022 die 2. Kommandantin. „Respekt muss man sich erarbeiten“, sagt die taffe 33-Jährige, die im Hauptberuf Betriebswirtin ist. Sie grinst: Um flapsige Sprüche ist auch sie im Fall der Fälle nicht verlegen. Aber: „Ich wurde hier aber sehr gut aufgenommen.“
Meisterinnen ihres Fachs
Apropos Sprüche: Der Feuerwehrdienst ist natürlich schon längst keine Männerdomäne mehr. Es gibt aber noch Feuerwehren, bei denen Frauen in Uniform ab und an skeptische Blicke oder dumme Kommentare kassieren. Larissa Leicht, die Leiterin der Kinderfeuerwehr in Neuensee, hat das bei Lehrgängen und Einsätzen schon selbst erlebt. „Da merkt man dann, wer eindeutig keine Frauen in der Feuerwehr hat“, sagt sie ironisch. Letztlich aber stehe man drüber. Nicht zuletzt, weil die Neuenseer Feuerwehrdamen ihr Handwerk nachweislich bestens beherrschen.
Über Kinder- und Jugendwehr
Sophie Rühr ist mit ihren 19 Jahren die jüngste im Bunde. Wie viele der Feuerwehrfrauen kam sie über die Kinder- und Jugendfeuerwehr in die Aktivenmannschaft, ist mittlerweile stellvertretende Leiterin der Kinderfeuerwehr. „Unser Papa war schon vorher in der Feuerwehr“, sagt sie und spricht damit auch für Schwester Hannah. Berufsbedingt wohnte die Familie zeitweise im Landkreis Bayreuth, der Feuerwehrdienst des Papas ruhte. „Als wir dann wieder ins Dorf gezogen sind, bin ich 2017 eingetreten.“
Die Modulare Truppausbildung hat sie, wie alle Feuerwehrfrauen in „Neusia“, natürlich längst in der Tasche. Als der Verein im vergangenen Jahr sein Jubiläum feierte, war die Lehramtsstudentin eine der Ehrendamen, so wie auch Maria Schmidt, die Schriftführerin der Feuerwehr, Jugendwartin Hannah Rühr und ihre Stellvertreterin Anna Hofmann, Zeugwartin Elena Hofmann und Larissa Leicht. Gerne lässt man sich in die Pflicht nehmen.
Jeden ersten Montag im Monat ist Übung bei den 27 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Neuensee, die rund zehn Einsätze pro Jahr haben – heuer, aufgrund der Unwettereinsätze, aber schon mehr. Gerade für die angehende Medizin-Studentin Larissa, Sophie, die in Würzburg studiert, Diana, die im Krankenhaus als Pflegerin Schichtdienst leistet oder Ann-Kathrin, die im Altenheim arbeitet, ist das nicht immer leicht. „Deshalb haben wir den Freitag drauf zusätzlich als Nachholtermin festgesetzt“, sagt Kommandant und Kreisbrandmeister Tobias Winterbauer. Einfach, um mehr Möglichkeiten zu geben, Löschangriff und Co. zu üben. Auf seine Damen lässt er sowieso nichts kommen: „Im Landkreis ist diese Frauenquote wohl einzigartig!“
Elektrikerin Anna Hofmann, 2. Kommandantin Miriam Winterbauer, Optikerin Elena Hofmann und Hannah Rühr, die in Bamberg Bestatterin lernt, haben derweil die schweren Sauerstoffflaschen auf den Rücken geschnallt und machen sich bereit für den Innenangriff. Im Brandfall ist gerade der Innenangriff körperliche Schwerstarbeit, bringt Feuerwehrkräfte an ihre Grenzen und darüber hinaus. Doch als Feuerwehrler ist man niemals auf sich alleine gestellt. „Feuerwehrarbeit ist Teamarbeit“, sagt Larissa Leicht. Wenn es nötig ist, kommt dann gerne mal ein „Pack mal mit an!“ an die Adresse der männlichen Kameraden. Gemeinsam ist man stark – Frauen und Männer gemeinsam.
„Leider gibt es wenig Frauen, die technikaffin sind“, sagt Miriam Winterbauer, die sich gerne noch viel mehr weibliche Unterstützung in den Feuerwehren der Region wünschen würde. „Oder die bereit sind, sich mal schmutzig zu machen.“ Der Spaß und die Kameradschaft kommen bei der Neuenseer Frauentruppe jedenfalls nicht zu kurz. Wenn dann Leute, denen sie geholfen haben, ihnen beim Abrücken ein aufrichtiges „Dankeschön!“ zurufen, wie beispielsweise bei der Unwetternacht in Michelau und Lichtenfels (an beiden Orten waren die Neuenseer aktiv), dann ist das gleich doppelt so schön –und eine wertvolle, weil wertschätzende Bestätigung ihrer so wichtigen ehrenamtlichen Arbeit.
(Anm. d. Red.: Die Freiwillige Feuerwehr Neuensee sei hier beispielhaft für viele andere Freiwillige Feuerwehren genannt, in denen Frauen ebenso tatkräftig anpacken.)
Bericht und Fotos: Markus Drossel, Obermain-Tagblatt