Kreisbrandmeister Thomas „Bips“ Hofmann legt sein Amt nieder
Seit 1985 prägte und gestaltete „Florian Lichtenfels Land 3/2“ das Feuerwehrwesen mit, und das weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Seit 1. Oktober ist die Nummer eins der Feuerwehrleute im Stadtgebiet nicht mehr aktiv. Die Nachricht traf viele unvermittelt. „Es fällt mir unfassbar schwer, aber es muss sein.“ Thomas Hofmann ist aufgewühlt, als er diesen Satz spricht. Die Feuerwehr, sie ist sein Leben. Lange, bevor er als 18-Jähriger zum 1. Januar 1985 offiziell in die Stützpunktfeuerwehr Lichtenfels eintreten durfte, war der heute 54-Jährige bereits Feuer und Flamme für dieses Ehrenamt. „Meine Eltern hatten die Bäckerei in der Langheimer Straße, direkt an der Berufschule. Und immer, wenn die Sirene der Feuerwehr am heutigen Weka-Gelände ging, stieg ich aufs Fahrrad und preschte dorthin“, erinnert er sich. Dann erfuhr der kleine Steppke, wo Hilfe gebraucht wurde, fuhr den Einsatzkräften sogar hinterher. „Der damalige Kommandant Schropp meinte sogar einmal: ,Der ist ja schneller vor Ort als meine Männer.'“ Hofmann schmunzelt.
Seine erste hautnahe Begegnung mit der Feuerwehr hatte er im Alter von vier Jahren. Es war der 21. Dezember 1969, für „Bips“ ein unvergessener Tag. Es brannte in Lichtenfels, es brannte in seinem Elternhaus. Drei Zimmer wurden ein Raub der Flammen. Die Floriansjünger halfen, Schlimmeres zu verhindern. Hofmann blättert in einem kleinen Büchlein, in dem er alle Einsätze der ersten Jahre feinsäuberlich dokumentiert hat. „Damals gab es noch den Ersatzdienst bei der Feuerwehr, den auch ich leistete und deshalb alles protokollieren musste“, erklärt er. Beim Lesen der Zeilen werden Erinnerungen wach. Darunter sind viele schöne, aber auch etliche tragische.
„Unvergessen sind für mich der Kaminbrand am Korbmarktfreitag 1986, als wir mitten hinein in den Trubel mussten“, zählt er auf. „Der große Waldbrand bei Buch am Forst 1993, die brennenden Förderbänder im Kieswerk Trieb oder der 4. November 1985, als die Korbmöbelfirma Hahn komplett niederbrannte.“ Besonders nahe gehen ihm die Erinnerungen an eine großangelegte Vermisstensuche, als er Einsatzleiter war und der Gesuchte schließlich aus dem Mühlbach in Lichtenfels gezogen wurde. Oder der Verkehrsunfall im Gaabsweiher, als er als Kreisbrandmeister zuerst vor Ort war und eine Schwerstverletzte aus dem Autowrack zog. Oder der Katastrophenfall bei Metob in Michelau. Oder die nicht wenigen Einsätze unter dem Stichwort „Person unter Zug“. „Da kommt man an seine Grenzen“, sagt er rückblickend. „Letztlich war aber jeder Einsatz, der gut ausgegangen ist, für mich wie ein persönliches Dankeschön.“
Den Spitznamen „Bips“ hat er übrigens von seinem Großvater geerbt. „Er hieß Baptist, wurde Bips genannt, und Baptist ist auch mein dritter Vorname“, klärt er auf. Seit 1995 war „der Bips“ Kreisbrandmeister. Es war der damalige Kreisbrandrat Siegfried Kerner, der das Engagement und das Talent des jungen Löschmeisters erkannt hatte. „Als ich dann bei einer Versammlung den Kommandanten vorgestellt wurde, war ich der Jüngste im Raum.“ Hofmann zählte damals gerade einmal 30 Lenze. Plötzlich war der gelernte Bäckermeister, wenn man es so will, Chef von knapp 750 Feuerwehrlern in 27 Feuerwehren (heute 25) im Stadtgebiet. Und nicht selten auch darüber hinaus.
„Kameradschaft, Freundschaft und Ehrlichkeit waren mir immer das Wichtigste“, zieht er Bilanz. „Ich habe mich immer als Animateur gesehen: Ich wollte Leute für die Aufgaben der Feuerwehr begeistern, die das dann auch gerne machen. Umso mehr freut es mich, dass Leute, die ich heute Leute als Kommandanten treffe, die ich schon im Kindergartenalter kannte.“Der 54-Jährige war es, der in Oberfranken die Leistungsmärsche mit erarbeitete und von 2007 bis 2016 als Fachbereichsleiter auch koordinierte. Unter seiner Regie wurde der Franken-Cup ins Leben gerufen, ein Wettstreit der Feuerwehren aus Ober-, Unter- und Mittelfranken. Und er legte großen Wert auf die Ausbildung der Feuerwehrler, schulte selbst und sah als Schiedsrichter immer ganz genau hin. Hofmann war in seiner Art bestimmt, aber immer kameradschaftlich fair, glänzte durch Fachwissen ebenso wie durch seine Persönlichkeit. Es gab den Einsatzkräften Sicherheit, wenn sie ihn an ihrer Seite wussten. Hofmann wiederum wusste seine Familie voll hinter sich. „Wie viele Zeit meine beiden Kinder wohl ohne mich verbrachten, weil ich nicht da war?“, fragt er sich selbst. „Jedenfalls hat meine Familie immer hinter mir gestanden.“ Ohne diesen Rückhalt wäre es nicht gegangen.
„Wenn ich etwas mache, dann hundertprozentig oder gar nicht“, sagt er. Damals, als er sich für die Feuerwehr entschied, entschied er sich gegen seine anderen Hobbys wie Fußball und Ringen. Nun meldet er Status 6, hängt aus gesundheitlichen Gründen seinen Schutzanzug an den Nagel. „Es fällt mir so schwer“, seufzt er. Sein Herz gehört weiter „diesen Idealisten, von denen ich überzeugt bin, dass es immer genügend geben wird, um anderen zu helfen.“ Ablenkung findet er bei seiner kleinen Enkelin Ella, die den „Feuerwehr-Opa“, wie sie ihn nennt, nun ganz für sich alleine hat.
Bericht und Foto: Markus Drossel, Obermain-Tagblatt