Deutsche Bahn unterstützt mit Ausbildungszug Gefahrgut die Weiterbildung der Feuerwehren
Vom 30. Mai bis 1. Juni 2023 fand am Bahnbetriebsgelände in Lichtenfels eine Ausbildung am Gefahrgut Ausbildungszug der DB Netz AG statt. An diesem können Feuerwehren den praktischen Umgang mit Leckagen an Kesselwagen trainieren.
Der Ausbildungszug besteht aus vier Waggons: Einem Kesselwagen zur Leckageabdichtung, einem begehbaren Kesselwagen, an dem die Technik sowie die verschiedenen Anschlüsse gezeigt und erklärt werden, sowie einem Personenwagen für den theoretischen Teil. Dieser Zug ist der einzige seiner Art in Deutschland - für keinen anderen Verkehrsträger, sei es für Straße oder Wasserstraße, bietet der entsprechende Infrastrukturbetreiber ein solches Schulungsangebot an. „Der Ausbildungszug Gefahrgut unterstützt die Ausbildung und Schulung von Feuerwehren und THW, in deren Einsatzbereich Bahnstrecken liegen", Der Zug wird den Hilfsorganisationen kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Die Weiterbildung gliedert sich in drei Teile. Zunächst wird mit einer theoretischen Unterweisung begonnen. Hier frischte Schulungsleiter Uwe Lindenberg beispielsweise das Wissen über Gefahrgutklassen und ihre Kennzeichnung am Kesselwagen auf. Anschließend wird am Unterrichtswagen der Aufbau eines Kesselwagens erklärt. Dieser Ausbildungskesselwagen ist eine Spezialanfertigung aus drei verschiedenen Kesselwagentypen. Hier sind insgesamt 65 verschiedene Armaturen und Sicherheitsventile verbaut. Beim dritten Teil der Ausbildung wird es dann praktisch. Ein eigens vorbereiteter Kesselwagen hat neun verschiedene Leckagen - Löcher oder Risse. Durch die Austrittsstellen fließt Wasser. Die Feuerwehrleute trainieren nun in voller Ausrüstung, mit welcher Technik die Leckage verschlossen werden kann. „Der Ausbildungszug Gefahrgut ist eine gute Ergänzung zu den regelmäßigen Fortbildungen".
„Leckagen an Kesselwagen sind ja glücklicherweise äußerst selten. Deshalb ist es umso wertvoller, einen solchen Einsatz tatsächlich einmal zu simulieren Die Deutsche Bahn unterstützt im Rahmen des Notfallmanagements die Schulung von Feuerwehrkräften. So wurden an den Landesfeuerwehrschulen in vielen Ländern, wie auch am Institut der Feuerwehr in Münster (Nordrhein-Westfalen, besondere Bahnübungsanlagen eingerichtet. Mit Unterstützung der DB AG wurde ein Musterausbildungsplan für Führungskräfte von Feuerwehren erarbeitet. Die entsprechenden Seminare werden durch Mitarbeiter der DB AG personell und mit Informationsunterlagen unterstützt.
Der erste Wagen des Zuges ist ein Unterrichtswagen mit Sitzplätzen für 20 Teilnehmer. In dem Wagen wird die Theorie zu Gefahrguteinsätzen im Schienenbereich abgehalten.Der mittlere Wagen ist der „Schau-Kesselwagen“. Dieser Wagen wurde aus mehreren Modellen zusammengesetzt und dient der Demonstration des Aufbaus, der Kennzeichnung und möglicher Armaturen verschiedenster Kesselwagenarten. Dabei werden auf die Besonderheiten sowie Tipps und Tricks für den Einsatzfall der verschiedenen Armatur- und Wagenarten eingegangen. Der hintere Wagen ist der „Übungskesselwagen“ mit neun Leckagen verschiedenster Art und Weise, an denen das Auffangen und Abdichten praktisch beübt werden kann.
An den Terminen waren Feuerwehren und THW aus dem Landkreis Lichtenfels und Feuerwehren aus dem Landkreis Coburg vor Ort, um die Ausbildung durchzuführen. Die Ausbildung „Gefahrgut-Bahn“ wurde von Kreisbrandinspektor Oliver Schardt und Kreisbrandmeister Markus Witzgall aus der Kreisbrandinspektion Lichtenfels in Verbindung mit den Notfallmanagern Klaus Herbst und Ludwig Schramm der DB Netz AG organisiert. Ausbilder der Bahn Notfalltechnik waren Uwe Lindenberg und Falk Grahmann.
Ausbildung im Unterrichts- und Armaturenkesselwagen
Eine grundlegende Frage ist, was man unter „Gefahrgut“ versteht. Den Begriff kennen alle, aber die Definition wenige, diese steht im Gefahrgutbeförderungsgesetz (GGBefG) § 2:
Gefährliche Güter sind Stoffe und Gegenstände, von denen auf Grund ihrer Natur, ihren Eigenschaften oder ihres Zustandes im Zusammenhang mit der Beförderung Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung, im Besonderen für die Allgemeinheit, für wichtige Gemeingüter, für Leben und Gesundheit von Menschen sowie Tieren und Sachen ausgehen können. Deshalb wird den Teilnehmern im ersten Teil ein Überblick vermittelt, welche und wie viele Gefahrgüter über die Schiene transportiert werden. Die Besonderheiten des Schienentransportes werden dargestellt. Die Gefahren, die bei der Freisetzung von Gefahrgut entstehen, werden unter anderem mit Videos belegt. Katastrophen gibt es aber sehr selten, manchmal kommt es zur Freisetzung von kleineren Mengen an Gefahrgut. In diesen Fällen gelingt es den Feuerwehren fast immer, die Gefahr abzuwenden. An dieser Stelle wird auf die besondere Bedeutung des Notfallmanagements der DB Netz AG hingewiesen, dass eine zentrale Schnittstelle zwischen der DB Netz AG und den gefahrenabwehrenden Einheiten besetzt. Die Notfallmanager vor Ort und die Notfallleitstellen im Hintergrund stellen sicher, dass die Einsatzkräfte gefahrlos auf Bahngelände (Gleissperrungen, Bahnerdung) arbeiten können und helfen bei der Lösung von Problemen. Die internen Meldewege und die Zusammenarbeit mit den Externen werden dargestellt. Alles mit dem Ziel: schnell und richtig zu handeln. Die Kennzeichnung der Kesselwagen mit Gefahrgut, insbesondere die Bedeutung von orangefarbener Tafel, Großzettel, orangefarbener Streifen sowie die Transportpapiere und Wagenlisten werden erklärt. Ausbildung am Armaturenkesselwagen Am Armaturenkesselwagen werden die unterschiedlichen Kesselwagentypen vorgestellt. 65 unterschiedliche Armaturen und Sicherheitseinrichtungen geben einen Überblick über die Vielfalt der Bauformen. Es gibt Kesselwagen für den Transport von Flüssigkeiten, von verflüssigten Gasen und Staubgutwagen. Die Befüllungsmöglichkeiten von unten und von oben werden bei den unterschiedlichen Kesselwagentypen demonstriert. Angebrachte Komplettsysteme veranschaulichen die Funktion der Armaturen und Sicherheitseinrichtungen. Bei einem Rundgang durch den Armaturenkesselwagen sieht man am, im und auf dem Kesselwagen das Zusammenwirken der einzelnen Baugruppen. Bei Schnittmodellen kann man in das Innere hineinschauen.
Praxistraining am Leckage-Kesselwagen
Der Leckage-Kesselwagen mit seinen neun künstlichen Leckagen dient den Feuerwehren zur praktischen Ausbildung. Es können alle Geräte und Mittel eingesetzt werden, die sich auf den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehren befinden.Ereignisbedingte Notfallsituationen werden dargestellt, damit ein hoher Grad an Handlungssicherheit erreicht wird. Je nach Ausrüstungsstand der Feuerwehren gestaltet sich auch deren Übungsablauf. Die Übungsgestaltung wird der Einsatzleitung der Feuerwehren übertragen. Einige führen reine Handlungsübungen zum Kennenlernen der Geräte und Mittel durch, andere nutzen diese Gelegenheit für Einsatzübungen.
Bericht und Fotos: Lutz Schneider, KBM